In Justin Chadwicks Film bildet es den Hintergrund für leidenschaftliche Liebesgeschichten. In der niederländischen Geschichte beschreibt das „Tulpenfieber“ des 17. Jahrhunderts den Aufschwung und Fall eines „Goldenen Zeitalters“ - und die Entwicklung einer Blume vom Objekt der Begierde hin zu einem nationalen Symbol.


Von einer „Tulpenmanie“, in die sich Menschen voller Begeisterung, aber hoffnungslos bis zum Bankrott verstrickten, ist die Rede - aber auch von schicksalhafter Gier und der „Mutter aller Börsenblasen“. Und das alles wegen einer Blume! Die auf die Jahre zwischen 1634 und 1637 datierte „Tulpenmanie“ in den Niederlanden gilt als erste relativ gut dokumentierte Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte. Ohne jede botanische Kenntnis konnten alle Mitglieder der damaligen niederländischen Gesellschaft ihr Glück versuchen und ohne Bildung, finanzieller Grundlage und harter Arbeit zu schnellem, spektakulärem Reichtum gelangen. Auf dem Höhepunkt des fieberhaften Tulpenhandels wurden rare Tulpenzwiebeln gegen Grachtenhäuser in Amsterdams bester Lage getauscht. Wie konnte es lange vor der New Economy und Immobilienblase des 21. Jahrhunderts zu einer derart rauschhaften Entwicklung kommen?

Liebling der Elite

Anfang des 17. Jahrhunderts gab es viele Beschäftigungen, die Adel und Bürgertum Muße und Zerstreuung bescherten. Besonders beliebt war das Sammeln exotischer Raritäten, darunter Muscheln, Straußeneier, Hörner, Mineralien. Hauptsache, es handelte sich um eine Seltenheit.


Auch der Gartenbau nach Vorbild des italienischen Adels hatte in dieser Zeit seine Hochkonjunktur. Die durch den Übersee-Handel reich gewordenen niederländischen Bürger drückten ihren Status durch die Einrichtung prachtvoller Gärten rund um ihre neuen, großen Anwesen aus. Im Zentrum des Pflanzenschmucks stand die Mitte des 16. Jahrhunderts aus dem Osmanischen Reich eingeführte Tulpe. Vor allem durch ihre intensiveren Farben unterschied sie sich stark von jeder anderen Blume, die die damaligen Gärtner kannten. Außerdem gedieh sie auch im nordischen Klima bestens.

Knappheit und Begehrlichkeit

Die Tulpenmanie fällt historisch in das so genannte „Goldene Zeitalter“ der Niederlande, einer Periode zwischen 1600 und 1700, als die Hafenstadt Amsterdam aufgrund ihrer wichtigen Rolle im internationalen Handel einer der reichsten Orte in Westeuropa war. Firmen wie die niederländische Ostindien-Kompanie waren Schlüsselelemente im Handel mit Indonesien und anderen weit entfernten Gebieten. Die boomende Wirtschaft führte auch zu einem Aufschwung von Kunst und Architektur sowie der Nachfrage nach Luxusgütern.


In diesem Rahmen avancierte die Tulpe zum heiß begehrten Statussymbol. Damen der Oberschicht trugen die Tulpe zu gesellschaftlichen Anlässen als Schmuck im Haar oder am Kleid. Die gute Gesellschaft erfreute sich am fachlichen Austausch über die Tulpenzucht, sammelte in eigens angelegten Gärten immer kostbarere Exemplare und tauschte diese untereinander aus.

Verrückter Handel

Mit der wachsenden Popularität stiegen auch die Tulpenpreise. In Schänken und Wirtsstuben – das Handelsparkett der Tulpenhändler – erzielten die Preziosen immer höhere Preise. Spekulanten erwarben sie zu Höchstpreisen, die sie wiederum profitabel weiterverkauften. Zwischen 1634 und 1637 stieg der Preis pro Zwiebel auf durchschnittlich 60 Gulden, bei Höchstpreisen bis zu 4200 Gulden für die seltene Sorte „Viceroy“. Händler, die ihre Zwiebeln profitabel verkauften, reinvestierten ihren Gewinn in neue Zwiebeln oder Verträge, die sie an andere – darunter zunehmend unkundigere – Bürger verkauften. Viele von ihnen veräußerten ihr gesamtes Hab und Gut, um ein paar Zwiebeln zu erwerben und sie für mehr Gewinn zu verkaufen, als sie ihr Leben lang mit einer anderen Arbeit hätten verdienen können.


Irgendwann explodierten die Preise und stiegen innerhalb eines Monats bis aufs 20fache. Auf dem Höhepunkt der Tulpenmanie war eine einzige Zwiebel etwa das Zehnfache eines Handwerker-Jahreseinkommens wert. In historischen Aufzeichnungen findet sich für eine einzige „Viceroy“-Zwiebel folgender Gegenwert: zwei Fuder Weizen, vier Fuder Roggen, vier fette Ochsen, acht fette Schweine, zwölf fette Schafe, zwei Fässchen Wein, vier Tonnen Bier, 1000 Pfund Käse und obendrauf noch einen Silberpokal, ein Bett und einen Anzug.


Erfolgreiche holländische Tulpenzwiebel-Händler, die historischen Vorläufer der Daytrader der Internet- und Immobilien-Blasen des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts, erweiterten ihren Wirkungskreis von der Amsterdamer Börse auf Rotterdam, Haarlem, Leyden, Alkmar, Hoorn bis nach Paris und England, wo Tulpen an der Londoner Börse gehandelt wurden – allerdings zu wesentlich realeren Preisen.

Der Crash

Wie alle Börsenfieber erreichte auch die niederländische Tulpenblase immer absurdere Ausmaße, bis sie im Frühjahr 1637 abrupt platzte, als bei einer Auktion in Haarlem erstmals Händler auf ihren Zwiebeln bzw. Futures sitzen blieben. Wer teuer eingekauft hatte, machte zum ersten Mal Verlust. In Windeseile verbreitete sich die Nachricht in Spelunken und Schänken, niemand wollte mehr in Tulpen investieren. Panik machte sich breit, die Preise stürzten ins Bodenlose, Optionen wurden wertlos und Kredite fällig. Der Markt brach zusammen, und die Gewächse waren am Ende noch nicht einmal ein Hundertstel ihres Höchstpreises Wert. Unter denen, die ihr Geld und gesamtes Hab und Gut verloren, war auch der verarmte Maler Jacob van Loo, der als Inspiration für die Figur des Jan von Loos im Roman und Film „Tulpenfieber“ diente.

In Justin Chadwicks Film bildet es den Hintergrund für leidenschaftliche Liebesgeschichten. In der niederländischen Geschichte beschreibt das „Tulpenfieber“ des 17. Jahrhunderts den Aufschwung und Fall eines „Goldenen Zeitalters“ - und die Entwicklung einer Blume vom Objekt der Begierde hin zu einem nationalen Symbol.


Von einer „Tulpenmanie“, in die sich Menschen voller Begeisterung, aber hoffnungslos bis zum Bankrott verstrickten, ist die Rede - aber auch von schicksalhafter Gier und der „Mutter aller Börsenblasen“. Und das alles wegen einer Blume! Die auf die Jahre zwischen 1634 und 1637 datierte „Tulpenmanie“ in den Niederlanden gilt als erste relativ gut dokumentierte Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte. Ohne jede botanische Kenntnis konnten alle Mitglieder der damaligen niederländischen Gesellschaft ihr Glück versuchen und ohne Bildung, finanzieller Grundlage und harter Arbeit zu schnellem, spektakulärem Reichtum gelangen. Auf dem Höhepunkt des fieberhaften Tulpenhandels wurden rare Tulpenzwiebeln gegen Grachtenhäuser in Amsterdams bester Lage getauscht. Wie konnte es lange vor der New Economy und Immobilienblase des 21. Jahrhunderts zu einer derart rauschhaften Entwicklung kommen?

Liebling der Elite

Anfang des 17. Jahrhunderts gab es viele Beschäftigungen, die Adel und Bürgertum Muße und Zerstreuung bescherten. Besonders beliebt war das Sammeln exotischer Raritäten, darunter Muscheln, Straußeneier, Hörner, Mineralien. Hauptsache, es handelte sich um eine Seltenheit.


Auch der Gartenbau nach Vorbild des italienischen Adels hatte in dieser Zeit seine Hochkonjunktur. Die durch den Übersee-Handel reich gewordenen niederländischen Bürger drückten ihren Status durch die Einrichtung prachtvoller Gärten rund um ihre neuen, großen Anwesen aus. Im Zentrum des Pflanzenschmucks stand die Mitte des 16. Jahrhunderts aus dem Osmanischen Reich eingeführte Tulpe. Vor allem durch ihre intensiveren Farben unterschied sie sich stark von jeder anderen Blume, die die damaligen Gärtner kannten. Außerdem gedieh sie auch im nordischen Klima bestens.

Knappheit und Begehrlichkeit

Die Tulpenmanie fällt historisch in das so genannte „Goldene Zeitalter“ der Niederlande, einer Periode zwischen 1600 und 1700, als die Hafenstadt Amsterdam aufgrund ihrer wichtigen Rolle im internationalen Handel einer der reichsten Orte in Westeuropa war. Firmen wie die niederländische Ostindien-Kompanie waren Schlüsselelemente im Handel mit Indonesien und anderen weit entfernten Gebieten. Die boomende Wirtschaft führte auch zu einem Aufschwung von Kunst und Architektur sowie der Nachfrage nach Luxusgütern.


In diesem Rahmen avancierte die Tulpe zum heiß begehrten Statussymbol. Damen der Oberschicht trugen die Tulpe zu gesellschaftlichen Anlässen als Schmuck im Haar oder am Kleid. Die gute Gesellschaft erfreute sich am fachlichen Austausch über die Tulpenzucht, sammelte in eigens angelegten Gärten immer kostbarere Exemplare und tauschte diese untereinander aus.

Verrückter Handel

Mit der wachsenden Popularität stiegen auch die Tulpenpreise. In Schänken und Wirtsstuben – das Handelsparkett der Tulpenhändler – erzielten die Preziosen immer höhere Preise. Spekulanten erwarben sie zu Höchstpreisen, die sie wiederum profitabel weiterverkauften. Zwischen 1634 und 1637 stieg der Preis pro Zwiebel auf durchschnittlich 60 Gulden, bei Höchstpreisen bis zu 4200 Gulden für die seltene Sorte „Viceroy“. Händler, die ihre Zwiebeln profitabel verkauften, reinvestierten ihren Gewinn in neue Zwiebeln oder Verträge, die sie an andere – darunter zunehmend unkundigere – Bürger verkauften. Viele von ihnen veräußerten ihr gesamtes Hab und Gut, um ein paar Zwiebeln zu erwerben und sie für mehr Gewinn zu verkaufen, als sie ihr Leben lang mit einer anderen Arbeit hätten verdienen können.


Irgendwann explodierten die Preise und stiegen innerhalb eines Monats bis aufs 20fache. Auf dem Höhepunkt der Tulpenmanie war eine einzige Zwiebel etwa das Zehnfache eines Handwerker-Jahreseinkommens wert. In historischen Aufzeichnungen findet sich für eine einzige „Viceroy“-Zwiebel folgender Gegenwert: zwei Fuder Weizen, vier Fuder Roggen, vier fette Ochsen, acht fette Schweine, zwölf fette Schafe, zwei Fässchen Wein, vier Tonnen Bier, 1000 Pfund Käse und obendrauf noch einen Silberpokal, ein Bett und einen Anzug.


Erfolgreiche holländische Tulpenzwiebel-Händler, die historischen Vorläufer der Daytrader der Internet- und Immobilien-Blasen des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts, erweiterten ihren Wirkungskreis von der Amsterdamer Börse auf Rotterdam, Haarlem, Leyden, Alkmar, Hoorn bis nach Paris und England, wo Tulpen an der Londoner Börse gehandelt wurden – allerdings zu wesentlich realeren Preisen.

Der Crash

Wie alle Börsenfieber erreichte auch die niederländische Tulpenblase immer absurdere Ausmaße, bis sie im Frühjahr 1637 abrupt platzte, als bei einer Auktion in Haarlem erstmals Händler auf ihren Zwiebeln bzw. Futures sitzen blieben. Wer teuer eingekauft hatte, machte zum ersten Mal Verlust. In Windeseile verbreitete sich die Nachricht in Spelunken und Schänken, niemand wollte mehr in Tulpen investieren. Panik machte sich breit, die Preise stürzten ins Bodenlose, Optionen wurden wertlos und Kredite fällig. Der Markt brach zusammen, und die Gewächse waren am Ende noch nicht einmal ein Hundertstel ihres Höchstpreises Wert. Unter denen, die ihr Geld und gesamtes Hab und Gut verloren, war auch der verarmte Maler Jacob van Loo, der als Inspiration für die Figur des Jan von Loos im Roman und Film „Tulpenfieber“ diente.

„Ein Film wie das Gemälde eines alten holländischen Meisters“
3SAT KULTURZEIT
„Bewegende Liebesgeschichte in prächtigen Farben“
ELLE
„Satte Bilder und fulminant besetzt“
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„Ein Fest für Liebhaber opulenter Historienstoffe“
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